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Netzparität in der Solarenergie

By August 8, 2025No Comments

Netzparität in der Solarenergie: Definition, Bedeutung & Praxis in Deutschland

Netzparität – oder Grid Parity – beschreibt den Zeitpunkt, zu dem die Stromgestehungskosten (LCOE) von Photovoltaik gleich hoch oder niedriger sind als der Netzstrompreis. Ab diesem Moment ist Solarstrom ohne Subventionen wirtschaftlich wettbewerbsfähig.

  • Kerngedanke: PV-Strom ≤ Netzstrompreis
  • Relevanz: Wirtschaftlichkeit ohne Förderung
  • Treiber: Sinkende PV-Kosten, steigende Strompreise

Abbildung: Annäherung der Stromgestehungskosten (PV) an den Haushaltsstrompreis über die Zeit.

Was bedeutet Netzparität?

Unter Netzparität versteht man die Kostengleichheit zwischen selbst erzeugtem Solarstrom und dem Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz. In der Praxis heißt das: Wenn die Levelized Cost of Electricity (LCOE) einer PV-Anlage den Endkunden-Strompreis erreichen oder unterschreiten, lassen sich Investitionen in Photovoltaik ohne Fördermechanismen wirtschaftlich begründen. Die LCOE berücksichtigen Anschaffungskosten, Betrieb, Wartung, Leistungsminderung (Degradation) und Laufzeit.

Warum ist Netzparität wichtig?

Netzparität markiert einen Wendepunkt: PV ist nicht mehr nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch attraktiv. Für Haushalte bedeutet das planbare Energiekosten, höhere Unabhängigkeit vom Strommarkt und einen Beitrag zur Energiewende. Unternehmen profitieren von kalkulierbaren Stromkosten und können CO₂-Ziele kosteneffizient erreichen.

Einflussfaktoren auf die Netzparität

  • Strompreise: Steigende Endkundenpreise beschleunigen das Erreichen der Netzparität.
  • Investitionskosten: Fallende Modul- und Wechselrichterpreise senken LCOE.
  • Anlagenertrag: Standort, Ausrichtung, Verschattung und Effizienz.
  • Betrieb & Wartung: Laufende Kosten, Versicherung, Monitoring.
  • Speicher & Eigenverbrauch: Höherer Eigenverbrauch verbessert die Wirtschaftlichkeit.

Deutschland & DACH: Praxisnahe Einordnung

In Deutschland wurde die Netzparität für typische Dachanlagen bereits vor Jahren erreicht. Ob sich eine Anlage rechnet, hängt jedoch von individuellen Parametern ab: Dachfläche und -neigung, Verbrauchsprofil, Investitionskosten, Zins, Eigenverbrauchsquote sowie die erwartete Lebensdauer der Komponenten.

Eigenverbrauch & Stromspeicher

Ein Stromspeicher erhöht die Eigenverbrauchsquote, indem er tagsüber erzeugten Überschussstrom für den Abend und die Nacht verfügbar macht. Damit sinkt der Netzbezug, was die Parität in der Praxis unterstützt. Wirtschaftlich sinnvoll sind Speicher, wenn die Differenz zwischen Einspeisevergütung und Netzstrompreis groß ist und das Verbrauchsprofil zum Speicher passt.

Vereinfachtes Wirtschaftlichkeitsbeispiel

Beispielannahmen: 8 kWp PV, 7 kWh Speicher, Invest 15.000 €, Jahresertrag 8.000 kWh, Eigenverbrauch 65 %, Netzpreis 35 ct/kWh, Einspeisevergütung 8 ct/kWh, Degradation 0,5 %/a, O&M 1 %/a.

  • Eingesparte Netzbezugskosten: 8.000 kWh × 65 % × 0,35 € ≈ 1.820 €/a
  • Einnahmen aus Einspeisung: 8.000 kWh × 35 % × 0,08 € ≈ 224 €/a
  • O&M: ca. 150 €/a

Grober Netto-Nutzen im ersten Jahr: ≈ 1.894 €/a → Amortisation ~8–9 Jahre (vereinfachte Darstellung, ohne Finanzierung/Steuern). Individuelle Ergebnisse variieren.

FAQ: Netzparität kompakt erklärt

Was bedeutet Netzparität bei Photovoltaik?

Dass Solarstrom aus eigener Erzeugung gleich teuer oder günstiger ist als Netzstrom – gemessen an den Vollkosten (LCOE).

Ab wann lohnt sich PV ohne Förderung?

Sobald die LCOE ≤ Netzstrompreis liegen. In vielen Fällen ist das in Deutschland bereits gegeben, abhängig von Standort und Kosten.

Welche Rolle spielt ein Stromspeicher?

Er steigert den Eigenverbrauch und reduziert den Netzbezug, was die praktische Wirtschaftlichkeit verbessert.

Ist Netzparität in Deutschland erreicht?

Für typische Dachanlagen ja – die individuelle Wirtschaftlichkeit muss jedoch projektspezifisch geprüft werden.

Wie beeinflussen steigende Strompreise die Parität?

Höhere Strompreise verkürzen die Amortisation, weil jede selbst verbrauchte kWh mehr einspart.

Wie berechne ich meine Wirtschaftlichkeit?

Über Annahmen zu Investitionskosten, Ertrag, Eigenverbrauch, Betriebskosten, Degradation und Lebensdauer. Wir beraten dazu gern.

Julia Schneider

Leiterin des Bereichs Erneuerbare Energien bei BTPV Deutschland